Peter Hacks
Das Hemd der Königin,
auf Wunsch gekürzt
Drei Dramoletts
Unter dem Titel »Das Hemd der Königin, auf Wunsch gekürzt« hat Hacks kurz vor seinem Tod drei Dramoletts versammelt, die letzten Texte, an denen er gearbeitet und die er fertiggestellt hat.
Auch diese späten Texte zeigen ihn als dramaturgisch versierten, sprachlich brillanten Dramendichter, der in wenigen Dialogstücken widersprüchliche Charaktere und Weltverhältnisse aufzureißen vermag.
Das erste Stück, »Der Parteitag«, stellt die Flügel- und Grabenkämpfe einer vermeintlich sozialistischen Partei und ihrer Protagonisten auf die Bühne. Wenngleich in der Partei für jedermann die PDS leicht erkennbar ist, wird man den Text doch nicht als Schlüsselstück lesen. Vielmehr handelt es sich um ein Spiel mit den Problemen sozialistischer Politik zu Zeiten, in denen sozialistische Politik gar nicht möglich ist, selbst wenn jemand sie machen wollte.
Im zweiten Stück, »Phraates«, das oberflächlich betrachtet auf den Irak-Krieg gemünzt sein könnte, läßt Hacks einen orientalischen Herrscher Verteidigung und Fortbestand seines Reichs gegenüber seinen Erben im Innern und imperialem Ansturm von außen planen und gelassen die Vergeblichkeit seines Tuns bemerken.
Das dritte Stück, die »Berliner Novelle«, bringt schließlich einen privaten und zeitgenössischen Stoff: In wenigen Szenen zeigt es die Erosion der Familie eines DDR-Wissenschaftlers nach der Wende.
So bewegt sich in den intellektuell-geschliffenen, immer höchst amüsanten Dialogen dieser Dramoletts der greise, komisch-verzweifelnde Weltgeist durch die wichtigsten Institutionen unserer Zeit: durch zerbröselnde Parteien, zerfallende Staaten, zerbrechende Familien.
Statt aber die Unvernunft in all diesen Einrichtungen zu beklagen, macht er Leser und Zuschauer mit ironischer Geste an die Möglichkeiten der Vernunft denken.
Mit dem Band setzt der Verlag die Edition von Dichtungen, Schriften und Briefen fort, die in der Hacks-Werkausgabe nicht enthalten sind.
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