Einst sprach man von der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Heute verzichtet die Geschichtswissenschaft auf diese Adjektive und benutzt auch den Plural: Zwischen 1917 und 1922 fanden mehrere Revolutionen in Sowjetrussland statt, an deren Ende die UdSSR stand. Stefan Bollinger mag nicht in die kritische Klage vieler seiner Kollegen einfallen, die diese zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution anstimmten. Mit seinem neuen Buch »Oktoberrevolution. Aufstand gegen den Krieg 1917 - 1922« untersucht er, auf der Basis neuester Erkenntnisse, die Ereignisse in jener Zeit, bewertet deren Ursachen neu und auch deren Folgen.
Bollinger bietet damit eine eigenständige Sicht. Er hält es für dringend geboten, daran zu erinnern, dass der Beginn des Endes des Ersten Weltkrieges das russische »Dekret über den Frieden« war. Und dass das russische Beispiel sowohl der Februar- als auch der Oktoberrevolution in ganz Europa Antikriegsaktionen, Meutereien und Streiks auslöste, schließ-lich politische und soziale Aufstände und Revolutionsversuche.