»Ich hoff, die Menschheit schafft es.«

Was du denkst, hat Hacks längst aufgeschrieben.

Zum Jubiläums-Jahr von Peter Hacks:
Nur wenige Dichter des vorigen Jahrhunderts sind noch so bekannt, geläufig, populär wie Peter Hacks, werden gespielt, zitiert und in die Schulbücher gedruckt wie er. Seit 2003, dem Jahr seines 75. Geburtstages wie seines Todes, liegt bei Eulenspiegel eine kanonische Werkausgabe vor, seither sind zahlreiche weitere Bücher von ihm und über ihn erschienen. Jeder also kann ihn kennen, und viele kennen ihn wirklich: durch Gedichte wie »Der Herbst steht auf der Leiter« oder durch eins der meistgespielten Stücke unserer Zeit, »Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe«.

Peter Hacks

Der kürzeste Lebenslauf des Dichters geht, mit seiner ausdrücklichen Billigung, so: Peter Hacks, Lyriker, Dramatiker, Essayist und Kinderbuchautor, geboren 1928 in Breslau, promovierte 1951 in München und ging 1955 nach Berlin, DDR. Einige seiner Dramen sind deutsche Bestseller. Einige sind europäische Erfolge; das »Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe« ist ein Welterfolg. Literaturpreise: Lessingpreis 1956, F. C. Weiskopf Preis 1965, Kritikerpreis der BRD 1971, Nationalpreis der DDR II. Klasse 1974, Nationalpreis der DDR I. Klasse 1977, Heinrich Mann Preis 1981, Alex-Wedding-Preis 1993, Deutscher Jugendliteraturpreis 1998. 1972 wurde er in die Akademie der Künste gewählt, aus welcher er 1991 austrat. Bis zu seinem Tod am 28. August 2003 lebte Peter Hacks in Berlin.

 

Was nicht in seinem Lebenslauf steht: Hacks hat die schönsten Gedichte (für alle Leser zwischen acht und achtzig) und weit über fünfzig Dramen verfasst, darunter so bekannte wie »Die schöne Helena«, »Der Frieden«, »Ampitryon«, »Margarete in Aix«, »Adam und Eva«, »Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern«, »Senecas Tod«; und jedes wurde vom Publikum gefeiert und von Kritik und nachtrabender Wissenschaft übel vermerkt als »Flucht aus der Gegenwart«. Denn das sozialistische ebenso wie das antisozialistische Feuilleton hatte Stücke wie »Die Sorgen und die Macht« oder »Moritz Tassow« viel lieber. Noch unbeliebter machte er sich durch seine Einlassungen zu politisch-ästhetischen Auseinandersetzungen unserer Zeit, in denen er unmissverständlich die Verteidigung der Kunst, der Schönheit, des Sozialismus und der DDR unternahm. Als Heiner Müller modernistisch wurde und man viel Klamauk um Wolf Biermann machte, hat Hacks darin die Symptome für den selbstverschuldeten Niedergang der DDR erkannt und in seinen Essays missbilligt. Wenn es einen intellektuell redlichen und und unbeugsamen sozialistischen Kritiker Honeckers und seiner Politik gab, dann war das einzig und allein Peter Hacks.

 

In dieses Jahr nun fallen zwei Gedenktage: am 21. März ist sein 90. Geburtstag, am 28. August der 15. Todestag. Die beiden Tage sind den Freunden deutscher Dichtung ohnehin heilig; der 21. März ist Goethes Todes-, der 28. August sein Geburtstag. Dieses Spiel des Zufalls hat seinen tieferen Sinn. Hacks, der von Heine, Shakespeare, Brecht herkommt, hat gewiss kein größeres Vorbild für sein Denken und Dichten, und er hat keinen bedeutenderen Gegenstand für seine Essayistik als eben Goethe. So ist dieser auch ins Zentrum des berühmtesten Hacks-Dramas geraten …

 

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Foto 1: © Morgenstern
Foto 2: © Borchert