André Herzberg über »Herzkasper«: »Ein neues Buch ist wie ein neues Lied, wie ein neues Kind. Es ist immer im Moment des Erscheinens das schönste. Dirk, von Freunden genannt Scholle, hat schon einige in die Welt gesetzt. Apropos Kinder, immer wenn Scholle von seinen Kindern schreibt, lese oder besser höre ich ihm am liebsten zu, weil da so viel Begeisterung und Wärme ist.«
Dirk Zöllner geht zusammen mit André Drechsler auf musikalische Lesetour:
25. Oktober Plauen
17. Dezember Stralsund
16. Januar Werneuchen
23. Januar Dippoldiswalde
Aus dem Buch: Gebrauchsanleitung
Als ich mich Mitte März 2020 an die Arbeit für dieses Buch mache, wird die Welt um uns herum aus den Angeln gehoben. Corona ist in Deutschland angekommen. Tiefe Verunsicherungen, Ängste, aber auch Hoffnungen bestimmen den Alltag der Menschen. Die alternative Musikszene, der ich mit den Zöllnern angehöre, ist komplett lahmgelegt und nur noch im Internet präsent. Die Darsteller der industriellen Musikverwertung sind natürlich weiterhin keimfrei im Radio und Fernsehen zu bewundern, aber der deutsche Otto-Normal-Musiker lebt ausschließlich von den engen, schwitzenden Konzertbegegnungen. Dort wird auch der Großteil seiner Alben abgesetzt.
Bei musikalischen Lesungen bringe ich außerdem viele meiner Bücher an den Mann und die Frau. Hier wurde ich in der Vergangenheit stets von meinem Freund André Drechsler begleitet. Nicht nur auf der Gitarre, sondern auch seelisch. Er ist einer der sanftesten Menschen, die mir im Leben begegnet sind – und ich wünsche mir sehr, dass wir mit Erscheinen dieses Buches wieder gemeinsam auf eine schöne ausgedehnte Lesetour gehen.
Wir sind in Kontakt und reden schon über unsere zukünftigen Heldentaten, aber – den Regeln geschuldet – nur mit diesem fürchterlichen Abstand: Telefon, E-Mail, Skype. Noch nie ist mir so klar gewesen, in welcher Abhängigkeit ich zu den inniglichen Umarmungen und intensiven Aug-in-Aug-Gesprächen stehe.
Wenn es endlich wieder losgeht, wird der sensible André bei den Lesungen die Rolle meines Köpenicker Herzens übernehmen, mit dem ich mich auf den folgenden Seiten im Zwiegespräch befinde. Es berlinert ein wenig, denn es war im ersten Teil meines Lebens etwas unterfordert. Nun, im fortgeschrittenen Alter, haben die Verkopfungen nachgelassen, und mein Herz und ich sind eine Symbiose eingegangen. Ab sofort bin ich nie mehr allein.
Dirk Zöllner, Berlin-Köpenick, den 15. Juni 2020