Donnerstag, 24. Oktober 2024

Deutsche Alternativen 1945/49, 1989/90 und danach

Lukas Meisner – »Deutsch-deutsche Geschichte zwischen Interpretation und Manipulation?«

Helle Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
Kopenhagener Straße 76
10437 Berlin

T: 030 / 47538724
info@helle-panke.de
www.helle-panke.de/de/topic/3.termine.html?id=3735

Uhrzeit: 20:00 Uhr

20.20 Uhr: Lukas Meisner – »Deutsch-deutsche Geschichte zwischen Interpretation und Manipulation?«

Die Deutschen sind gründlich. Sie schaffen es, ihr Land zwölf Jahre den Faschisten zu überlassen und dafür zu sorgen, dass das deutsche Großkapital mit Rüstung und Sklavenarbeit sich bereichert und selbst eine bedingungslose Kapitulation gut verkraftet.
Mit deutscher Gründlichkeit lassen sich die verfeindeten politischen Lager von Rechts wie Links in den ihnen aufgedrückten Besatzungszonen auf einen oder zwei neue Wege ein: Entweder ein Kapitalismus ohne seine faschistischen Verbrechen, nun als soziale Marktwirtschaft mit demokratischen Zügen ausgerichtet oder als ein Versuch, endlich das sozialistische Versprechen der Novemberrevolution einzulösen. Über vier Jahrzehnte stehen sich BRD und DDR als Feinde, als Konkurrenten, oft auch als Partner gegenüber. Und mit deutscher Gründlichkeit können sich die beiden Supermächte ihrer beiden Republiken sicher sein, es sind treue Verbündete, gelegentlich mit eigenem Kopf, mit großer Wirtschaftskraft und der neuen Sache mehr oder minder treu ergeben.
Mit deutscher Gründlichkeit meistern sie – insbesondere im Osten von der Sowjetunion gestützt - ihre Krisen und stehen in den 1980er Jahren vor Herausforderungen: Wie beherrscht man neue Technologien und den Wandel der Klassengesellschaft, wie sichert Konsum politische Stabilität, wie bestellt man seinen Platz in Europa und in der Welt in Zeiten eines neuen Kalten Krieges und einer beginnenden Entspannungspolitik. Und wie nutzt man die Krise des einen deutschen Staates für eine Einheit eines geläuterten und klügeren, friedlicheren Deutschland – oder wie geht man den Weg zu einer neuen deutschen Normalität mit europäischem Führungsanspruch.
Und wie bringt man diese beiden deutschen Staaten nach Jahrzehnten von Feindschaft, zögerlichen Nebeneinanders, offenen Wunden und langen familiären Kontakten in Zeiten eines weltweiten Umbruchs wieder zusammen. Ist die Krise der DDR ein Zufallsprodukt oder verwirklicht sich in ihr das Streben nach deutscher Einheit oder einem funktionierenden Staats- und Gesellschaftssystem, in Ost und West. Gehen diese Hoffnungen auf, oder verfestigt sich aus der Euphorie der Einheit, der kalkulieren wirtschaftlichen Übernahme und der Diskreditierung eines Versuchs eines besseren Deutschlands und eines solidarischen Gesellschaftskonzepte ein Kapitalismus, der erneut nach einer zumindest europäischen Führungsrolle strebt und die tödliche Vergangenheit in einer neuen Normalität aufzuheben sucht.
In diesem Spannungsbogen soll sich die Konferenz bewegen, nicht mit dem Anspruch, auf alle Fragen erschöpfende Antworten zu geben, aber Denkweisen aufzuzeigen, die nun seit über drei Jahrzehnten tradierten Erzählungen kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, was ein 75. Jahrestag einer ungewollt doppelten Staatsgründung  heute noch bedeutet und was nunmehr fast 35 Jahre einer deutschen Neugründung bewegt oder verhindert hat.

Eine Konferenz der Hellen Panke in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Kosten: 10 / erm. 6 Euro (inkl. Imbiss)


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