Zunehmende Beunruhigung

Sein dritter Gedichte-Band, das gleiche Vorgehen: Mieder wandert durch Straßen, Landschaften, vergangenes und gegenwärtiges Weltgeschehen. Er schaut, findet und hebt auf. Unterwegs begegnet er einem veganen Alligator und einem Wolf, dem die Welt der Men­schen märchenhaft vorkommt. Er sitzt auf der Fähre über die Ostsee, am Polarkreis und unter dem undichten Dach der eigenen Vergangenheit. Die afrikanische Riesenhamsterratte Mugawa ist ihm eine Ode wert, der Taube über Venedig auch. Und er trauert bei Cherson im Winter um den unbekannten Soldaten, Russe oder Ukrainer.

Mieder ist ein Sammler: Die hier veröffentlichten Texte sind Fundsachen eines wachen Zeitgenossen, dem Sarkasmus, Melancholie und Schabernack nicht fremd sind. Sie bereichern seine lyrische Raritäten- oder Trophäensammlung um nächste Exemplare. Mal knappes Haiku, mal aus­uferndes Prosagedicht, mal Gereimtes – wie’s so zugeht im Leben.

Eckhard Mieder

Eckhard Mieder, 1953 geboren in Dessau. Nach dem Journalis­tik-Studium an der Leipziger Karl-Marx-Universität bis 1983 Reporter beim Jugendmagazin »neues leben«, von 1983 bis 1986 Redakteur beim DDR-Fernsehen. Seither freiberuflich als Schriftsteller und Filmemacher tätig. Mieder lebt seit 2002 in Frankfurt am Main. 

In der edition ost erschienen der Erzählband »Papier geht um« (1997), die Novelle »Tod des Lehrers« (2014), »Untergang der Estonia. Eine Posse« (2014), »Ab­s­olut und Anderseits. Porträts junger Deutscher 1978 und 1989/90« (2014), die Romane »Leben des Joab« (2016), »Henry Haas. Fall eines An­walts« (2017) und »Die im Regenbogen wohnten« (2023). Ferner »Der Letzte oder Begattet euch doch selber. Zwei Geschichten aus dem Anthropozän« (2017), »Barbarella in Hamburg. Ein deutsches Poesiealbum« (2019), »Am Tegernsee im Schnee von gestern« (2019), »An der Autobahn stand dieser Mann. Gedichte« (2020), »Der Vogel im Preußenkleid des Igels« (2022), »Der Lord geht noch mal auf Sendung. Novellen« (2021) und »Nach hinten nicht und nicht nach vorne. Erzählungen« (2022).